Julian Decius studiert im 3. Semester Wirtschaftspsychologie. Sein angestrebter Abschluss ist der Master of Science.
Wieso haben Sie sich damals für Ihr Studienfach entschieden?
Als angehender Abiturient wusste ich zunächst nicht, welches Fach ich studieren sollte. Auf einem Hochschulinformationstag besuchte ich dann unter anderem auch eine Veranstaltung mit dem Titel „Was machen Psychologen eigentlich in der Wirtschaft?“. Als ich den Hörsaal verließ, hatte ich meine Entscheidung für die Wirtschaftspsychologie bereits getroffen – eine Bauchentscheidung, die ich nicht bereute. Ich sammelte weitere Infos zum Studiengang sowie den beruflichen Möglichkeiten und fühlte mich dadurch in meiner Wahl bestätigt.
An welchen Stellen haben sich die Erwartungen an Ihr Studienfach erfüllt, an welchen nicht?
Ich hatte mich ausführlich über den Studiengang Wirtschaftspsychologie in Bochum informiert und ging ohne eine explizite Erwartungshaltung an mein Studium heran. Daher war ich auch nicht überrascht, dass in den ersten Semestern vor allem Statistik/Methodenlehre und (bio-)psychologische Grundlagen im Vordergrund standen. Einige meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen, die mehr wirtschaftliche Inhalte erwartet hatten, wechselten daher auch relativ schnell das Studienfach. Um hier auch mit einem weiteren verbreiteten Irrglauben aufzuräumen: Im Psychologiestudium geht es nicht darum, zu lernen, andere Menschen zu analysieren, ihre Gedanken zu lesen oder sie zu manipulieren. Stattdessen durfte ich Theorien lernen, die den Ablauf von Organisationen und das Verhalten von Menschen z.B. in Gruppen erklären können. Die wichtigste Erkenntnis dabei war für mich, dass man all diese Prozesse nie wirklich vorhersagen kann, sondern nur näherungsweise bestimmen.
Was macht Ihnen in Ihrem Fach am meisten Spaß?
Mir gefällt, dass ich einen breiten Einblick in die Grundlagen der Psychologie erhalten konnte, aber mir ebenso einen Überblick über BWL, Management, Marketing, Arbeitsrecht und ähnliche verwandte Fächer verschaffen konnte – kurz: Die Interdisziplinarität des Studiengangs macht für mich den besonderen Reiz aus. Mit am meisten Spaß haben mir außerdem praktische Veranstaltungen gemacht wie ein Seminar, in dem wir ein Training gestalten durften und dazu Feedback von professionellen Trainern erhielten, oder auch ein Planspiel zur Existenzgründung.
Was war bisher die größte Herausforderung?
Eine große Herausforderung war sicherlich die Umstellung des Lernens. In den Klausuren, die oftmals in einem relativ kurzen Zeitraum gedrängt am Semesterende stattfinden, werden viele Details abgefragt, was eine ganz andere Vorbereitung als zu Schulzeiten erfordert. Gerade die erste Statistikklausur ist hier zu nennen; viele der Inhalte habe ich erst bei der eigenen praktischen Anwendung einige Semester später wirklich verstanden. Die meisten anderen Herausforderungen habe ich während meiner Arbeit im Fachschaftsrat neben dem Studium erlebt und dort prägende Erfahrungen sammeln können.
Was wollen Sie einmal damit werden?
Viele Wirtschaftspsychologen arbeiten in Unternehmensberatungen oder in der Personalauswahl bzw. Personalentwicklung großer Unternehmen, andere als (selbstständige) Trainer und Coaches. Obwohl der Schwerpunkt in Bochum eher auf der Organisations- und Personalpsychologie liegt, ist auch ein Job im Marketing eine Alternative. Ich persönlich kann mir auch gut eine Karriere in der wirtschaftspsychologischen Forschung vorstellen.
Welche Tipps geben Sie den Leuten, die auch überlegen, Ihr Fach zu studieren?
Wichtig zu wissen ist, dass es sich um einen Psychologiestudiengang handelt, der über wählbare Nachbarfächer mit wirtschaftswissenschaftlichen Inhalten angereichert wird. Gerade diese grundlegende psychologische Ausbildung sehe ich als große Stärke des Studiengangs an – wer jedoch stattdessen ausführliche BWL-Kenntnisse und nicht nur einen Einblick in die Wirtschaft erwerben möchte, könnte vom Konzept des Studiengangs enttäuscht werden. Insgesamt kann ich den Studiengang jedoch nur empfehlen; Mathe- und Englischkenntnisse sind ebenso notwendig wie ein Interesse an (aktuellen) wirtschaftlichen Themen, biologische Kenntnisse sind von Vorteil.