Nick Trapp studiert Chemie im 4. Fachsemester. Sein angestrebter Abschluss ist der Bachelor of Science, 1-Fach.
Wieso haben Sie sich damals für Ihr Studienfach entschieden?
Im Chemieunterricht in der Schule wird die Frage „Warum sind die Dinge so wie sie sind?“ in der Regel nur sehr oberflächlich beantwortet. Das hat mir aber nie gereicht. Ich wollte auf diese Frage eine zufriedenstellende Antwort. Man kann also sagen, dass mich das Interesse an dieser Frage zur Chemie geführt hat. Zugleich sah ich in den vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten des Chemiestudiums die Möglichkeit, nach der Schule noch ausreichend Zeit zu haben, mich auf einen bestimmten beruflichen Werdegang festzulegen.
An welchen Stellen haben sich die Erwartungen an Ihr Studienfach erfüllt, an welchen nicht?
Allzu große Erwartungen hatte ich nicht. Doch ich habe gehofft, Antworten auf das „Warum?“ zu erhalten, viele Menschen kennenzulernen und neue Freunde zu finden. Auch war es mir wichtig, Wissen vermittelt zu bekommen, mit dem ich die Welt ein kleines bisschen besser machen kann. In den Vorlesungen habe ich bereits zum großen Teil die Antworten auf die große Frage des „Warum?“ erhalten, wenngleich ich auch erst im vierten Semester bin. Man lernt wirklich viele Leute kennen, der Studiengang ist mit weniger als 200 Leuten kleiner als Fächer wie Jura, das macht ihn schön überschaubar und gibt der Fakultät ein recht persönliches Feeling. Hier kennt man sich über kurz oder lang.
Was macht Ihnen in Ihrem Fach am meisten Spaß?
Die Auseinandersetzung mit wirklich wissenschaftlichen und grundlegenden Inhalten, die unser aller Leben beeinflussen. Besonders sind die AHA-Momente, in denen man feststellt, dass das, was man gerade gelernt hat, in großen Unternehmen wie Bayer oder Evonik oder im Millionentonnenmaßstab irgendwo auf der Welt umgesetzt wird. Die Praktika, die alle an der Fakultät gemacht werden, gehören auch zu den größten Spaßfaktoren, da man hier das Gelernte aus der Vorlesung anwendet und selber Stoffe synthetisiert.
Was war bisher die größte Herausforderung?
Zum 3. Semester hin wurde das Motivationsloch immer größer, da es gar nicht so leicht ist, das richtige Lernpensum zu finden. Aufgrund der vielen Module und Vorlesungen in jedem Semester ist ein gutes Zeitmanagement das A und O. Ansonsten verliert man schnell den Anschluss an die Vorlesung. Das 4. Semester ist das bisher zeitaufwändigste, aber auch wenn es mehr zu tun gibt als man schafft, fängt es wieder richtig an, Spaß zu machen. Das liegt bei mir am organisch-chemischen Grundpraktikum.
Was wollen Sie einmal damit werden?
Nach dem Master und dem Doktor möchte ich zunächst einige Zeit in der freien Marktwirtschaft in Führungspositionen arbeiten, von Labor- über Abteilungsleiter bis hin zum Leiter eines chemischen Standortes. Ich möchte für das Gelernte und Selbsterforschte eine Anwendung finden, die wirklich nützlich ist. Später kann ich mir vorstellen als Professor wieder an die Universität zurückzukehren und mein Wissen an die nächste Chemiker-Generation weiterzugeben.
Welche Tipps geben Sie den Leuten, die auch überlegen, Ihr Fach zu studieren?
Man darf das Lernpensum und den Anspruch des Studiums nicht unterschätzen. Teamwork, gutes Zeitmanagement, eine große Portion Motivation und kontinuierliches Lernen sollten hier großgeschrieben werden. Man findet sich schnell ohne Freizeit wieder und ist trotzdem unzufrieden, dass man nichts geschafft hat. Kommt in Lerngruppen zusammen und arbeitet die Vorlesungen ab der ersten Woche nach. Helft euch gegenseitig. Bulimielernen ist uncool! Macht euch einen Lernplan. Für jedes Fach lernt man etwas anders. Aber nehmt euch ausreichend Freizeit und setzt Grenzen, da man immer noch mehr lernen kann. Wer nach zwei Jahren Studium im Praktikum steht und sich darüber nur beschweren möchte, der sollte sich fragen, mit welcher Motivation er dieses Fach studiert. Redet mit höheren Semestern, die bereits das hinter sich haben, was euch noch bevorsteht. Und vergesst bitte nie, dass ihr in dieses Studium viel Lebenszeit investieren werdet, also habt Spaß dabei.