Jule Rönitz studiert Bauingenieurwesen im 5. Fachsemester. Ihr angestrebter Abschluss ist der Bachelor of Science, 1-Fach.
Wieso haben Sie sich damals für Ihr Studienfach entschieden?
Meine Familie hat, als ich 14 Jahre alt war, ein altes Haus komplett saniert und meine Geschwister und ich waren jedes Wochenende auf der Baustelle dabei und haben mitgeholfen. Die Planung und die Umsetzung der Pläne während der Bauphase fand ich sehr faszinierend. Mathematik lag mir auch schon immer gut und dann stand ich während des Abiturs vor der Entscheidung zwischen Maschinenbau und Bauingenieurwesen (was im Nachhinein gar nicht so viel miteinander zu tun hat). Schlussendlich habe ich mich nach einem nicht so spannenden Praktikum im Bereich der Anlagentechnik für das Bauen entschieden.
An welchen Stellen haben sich die Erwartungen an Ihr Studienfach erfüllt, an welchen nicht?
Als ich anfing zu studieren wusste ich, dass eine Menge Mathematik und Mechanik auf mich zukommen würde, auch wenn ich auf das Tempo der Veranstaltungen nicht vorbereitet war. Allerdings hatte ich mich von den Inhalten nur auf Statik, Mechanik und den ganzen konstruktiven Bereich eingestellt. Da ich mich vor dem Studienbeginn nicht genügend über die konkreten Inhalte informiert hatte, war ich sehr überrascht, als dann ab dem dritten Semester auch Themen wie Verkehrstechnik und Strömungsmechanik behandelt wurden.
Generell unterscheidet sich das Studieren extrem von der Art des Lernens in der Schule. Aber ich denke diese Erfahrung macht jeder, der ein Studium anfängt.
Was macht Ihnen in Ihrem Fach am meisten Spaß?
Ich mag statische Berechnungen und das „Hineingucken“ in ein Bauwerk, also die Verteilung von Kräften, wie das System im Ganzen damit umgeht und wie sich die Mitte einer Brücke vom Anfang oder Ende unterscheidet, wenn ein Auto darüberfährt. Am meisten genieße ich es aber, alle Dinge, die ich im Studium lerne, auf die Welt um mich herum anwenden zu können. Dabei ist es ganz egal, ob mir die Gestaltung von Gebäuden ins Auge springt oder ich an der Ampel warte und dabei versuche den Schaltplan zu entschlüsseln; die Vorlesung vom Vormittag kann ich direkt auf meine Umgebung übertragen. Damit ist das Bauingenieurwesen meiner Meinung nach einer der anwendungsorientiertesten Studiengänge.
Was war bisher die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung war und ist definitiv, sich selber zu motivieren und zu organisieren. Die Arbeitsmenge ist von Anfang an hoch und dann trotzdem die Übungen nachzurechnen und zu den Vorlesungen zu erscheinen erfordert eine Menge Disziplin, denn es wird von niemandem kontrolliert. Gerade im Wintersemester ist es doch deutlich attraktiver noch einmal die Augen zuzumachen, als um 08.15 Uhr im Hörsaal zu sitzen. Spätestens in der Klausurphase bereut man das dann aber.
Was wollen Sie einmal damit werden?
Ich habe zwischen Abitur und Studienstart ein Praktikum bei einem Prüfingenieur mit dem Schwerpunkt auf Brückenbau gemacht. Das hat mir ziemlich gut gefallen und Statik finde ich auch in der Theorie sehr spannend. Also werde ich mich in diese Richtung orientieren.
Welche Tipps geben Sie den Leuten, die auch überlegen, Ihr Fach zu studieren?
Stellt euch darauf ein, dass ihr erst einmal überfordert seid, gerade in Mathematik und Mechanik. Scheut euch nicht, in Sprechstunden zu gehen und in Vorlesungen und Übungen Fragen zu stellen. Außerdem hilft es, sich schnell mit ein paar Leuten zum gemeinsamen Lernen zu verabreden. Die Frustration steigt nicht ins Unermessliche, ihr könnt euch gegenseitig helfen und fühlt euch eher danach, euch doch noch mal an den Schreibtisch zu setzen, wenn die Übungsgruppe am nächsten Tag die Aufgaben in Mechanik besprechen will. Als Einzelkämpfer ist es garantiert schwerer. Und jemanden fürs Bermuda3eck am Freitagabend habt ihr dann auch direkt.