Wieso haben Sie sich damals für Ihr Studienfach entschieden?
Schon in der Schule zählte Latein zu meinen Lieblingsunterrichtsfächern. Ich war fasziniert von der Geschichte der alten Römer und war sehr traurig, als meine Beschäftigung mit dem Fach nach der (damals noch) 11ten Klasse ein jähes Ende fand. Schon damals stand für mich fest, dass ich mich nach meinem Abitur in diesem Bereich weiterbilden möchte. Da ich auch früher schon gerne Nachhilfe gegeben habe und im Allgemeinen gerne mit Menschen zu tun habe, stand auch recht bald für mich die Richtung meines Studiums (Lehramt bzw. Master of Education) fest.
Natürlich trifft man vor Aufnahme seines Studiums auf Menschen, die diese Entscheidung für absolut wahnsinnig halten und sich fragen, worin denn der Mehrwert des Erlernens von alten Sprachen liegt. Ich habe solchen Leuten immer entgegengehalten, dass man etwas tun muss, woran man wirklich Spaß hat. Außerdem ist und bleibt Latein die „Wiege unserer Kultur“.
An welchen Stellen haben sich die Erwartungen an Ihr Studienfach erfüllt, an welchen nicht?
Meine Erwartungen an mein Studienfach wurden rückblickend vielleicht sogar übertroffen. Das Studium der Klassischen Philologie an der Ruhr-Universität Bochum ist zwar ein „hartes Brot“, aber es lohnt sich. Das Seminar bietet ein breitgefächertes Angebot an und die Kurse finden auf einem sehr hohen Niveau statt. So dauerte es zu Beginn meines Studiums eine Zeit, bis ich mich schließlich in das System eingegliedert hatte und verstanden hatte, worum es wirklich ging: Nicht nur Latein zu übersetzen, sondern die Kunst dieser Sprache zu erkennen, zu verstehen und zu interpretieren. Unser Seminar ist sehr klein, was der an den Universitäten häufig bemängelten Anonymisierung entgegenwirkt. Hier ist man nicht nur eine Nummer. Ich habe dies immer als sehr familiär empfunden und keinesfalls als Nachteil. Für Probleme, Anmerkungen sowie Verbesserungsvorschläge hat jeder einzelne der Dozenten ein offenes Ohr. Insofern haben sich nicht nur fachlich, sondern auch organisatorisch meine Erwartungen an mein Studienfach erfüllt.
Besonders in der Fachdidaktik erfährt man im Master of Education sehr viel Unterstützung, so dass neben der Fachwissenschaft auch dieses Gebiet nicht weniger großer Beachtung findet.
Was macht Ihnen in Ihrem Fach am meisten Spaß?
Natürlich die Beschäftigung mit der alten Sprache; diese steht im absoluten Mittelpunkt meines Studiums. Die Liebe zum Fach hat sich über die Semester gefestigt. Die Unterstützung der Dozenten ist sehr groß und auch die Kommunikation funktioniert reibungslos. Darüber hinaus habe ich gerade in Latein wahnsinnig guten Anschluss zu meinen Kommilitonen gefunden, wodurch echte Freundschaften entstanden sind. Die Fachschaft hält immer zusammen und organisiert tolle Aktivitäten, bei denen man sich austauschen kann und auch mal Probleme löst. Solche Erfahrungen habe ich bis heute in keinem anderen Fach machen können. Dies ist sicherlich auch der Größe unseres Seminars zu verdanken.
Was war bisher die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung waren die ersten beiden Semester meines Bachelor-Studiums. Das Einfinden in die neuen Anforderungen und das Auffrischen meiner Lateinkenntnisse hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Wenn man aber etwas wirklich will und es nicht nur aufgrund guter Berufschancen studiert, sollte man sich dafür Zeit nehmen. Die Aufgabe der Selbstdisziplinierung war sicherlich nicht die einfachste in meinem Studium. Allerdings kann ich heute von mir behaupten, dass ich sehr zielstrebig und organisiert an andere Aufgaben gehe, die mir entgegengebracht werden. In anderen Fächern und auch in meinem Zweitfach war eine solch starke Selbstdisziplinierung nicht nötig, um gut durch sein Studium zu kommen. Auch, dass so manches Sommer-Wochenende mit Latein-Lernen verbracht wurde, statt das gute Wetter zu nutzen, musste ich erst einmal mit mir vereinbaren.
Nachdem man den Bachelor in der Klassischen Philologie absolviert hat, kann man jedoch frohen Mutes in den Master of Education übergehen. Hier musste ich mich nur einer großen Herausforderung stellen, die sich aber ebenso sehr schnell zu einer Leidenschaft entwickelte. Denn, nachdem zunächst der Fokus auf die fachwissenschaftliche Ausbildung gelegt wurde, kommt dann die fachdidaktische Ausbildung hinzu. Die größte Herausforderung ist und bleibt jedoch die Abschlussprüfung. Ich denke, dies ist aber in jedem Fach so zu bewerten.
Was wollen Sie einmal damit werden?
Nach dem fachwissenschaftlich-orientierten Studium und meiner Zeit als Hilfskraft am Seminar könnte ich mir vorstellen, später an der Universität zu bleiben, um zu forschen und mich dort intensiv weiter mit der lateinischen Sprache zu beschäftigen. Daher habe ich mir in meinem Master beide Wege offen gehalten und den Master of Arts und Master of Education parallel studiert. Allerdings habe ich in meinem Master of Education- Studium bemerkt, dass es mich doch mehr an die Schule zieht. Der Umgang mit Jüngeren und das Vermitteln und Begeistern für diese wirklich faszinierende Sprache reizt mich, weshalb ich nun, nach Abschluss meines Studium, den Beruf als Lehrerin für Latein und Philosophie anstrebe.
Welche Tipps geben Sie den Leuten, die auch überlegen, Ihr Fach zu studieren?
Wichtig ist, dass man sich wirklich im Klaren darüber ist, dass das Lateinstudium eine Menge Zeit, Fleiß und Disziplin erfordert. Wer Latein nur studiert, weil er glaubt damit gute Jobaussichten zu haben, ist in diesem Fach einfach falsch. Es bedarf einer gewissen Leidenschaft für alte Sprachen und auch eines eisernen Willens, um sein Studium wirklich durchzuziehen. Allen, die eben diese Leidenschaft für das Fach empfinden, möchte ich mit auf den Weg geben, sich nicht durch Bekannte - oder die bspw. momentan erneut entfachte Diskussion um den Nutzen Lateins - entmutigen zu lassen. Wenn man etwas wirklich will und es jemandem Freude bereitet, sollte man es angehen. Lasst euch von niemandem erzählen, dass ihr Freaks oder „unnormale“ Menschen seid, weil ihr ein solches Studium anstrebt. Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen, dass ich während meines Lateinstudiums tolle und ganz „normale“ Menschen kennengelernt habe, die ich in meinem Leben nicht missen möchte (naja, ein bisschen positiv verrückt sind sie schon, aber wer ist das nicht ;)).